RÜCKBLICK FEIERABEND-INSPIRATION: «Der Unternehmer in einem regulierten Markt»

Als CEO vom Spital Uster leitet Andreas Greulich ein Grossunternehmen in einem stark regulierten Umfeld. Wie gelingt es, den unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnissen der verschiedenen Anspruchsgruppen gerecht zu werden? Welche Zukunftsperspektiven bestehen? Andreas Greulich erklärt, wie er mit dem Kostendruck umgeht und die vielfältigen unternehmerischen Herausforderungen meistert.

Andreas Greulich arbeitet seit über 35 Jahren im Spitalbetrieb, in den ersten Jahren noch in Deutschland. In der Schweiz war er unter anderem im Inselspital Bern und im Unispital Zürich tätig. Da er selber in Pfäffikon wohnhaft ist, hat es ihn schlussendlich zum Regionalspital in Uster gezogen, wo die Arbeit sehr herausfordernd ist: In den Wintermonaten ist das Spital praktisch täglich ausgelastet und die Suche nach freien Betten gestaltet sich schwierig. In den Sommermonaten hingegen ist das Spital oftmals relativ leer, was die Personalplanung etwas komplizierter gestaltet.

Andreas Greulich hat das Regionalspital als CEO in finanziell angespannter Ausgangslage übernommen und musste sich nebst den zahlreichen Anspruchsgruppen (Bevölkerung, Politik, Gesundheitsdirektion usw.) kurz darauf auch noch mit den Folgen der Corona-Pandemie auseinandersetzen. Oder anders ausgedrückt: Die ersten Monate seiner CEO-Tätigkeit waren ausschliesslich Krisensituationen, die bewältigt werden müssen und die noch immer nicht vollständig abgeschlossen sind. Corona hat als Brandbeschleuniger fungiert und die ohnehin schon angespannte Situation (Fachkräftemangel) noch einmal verschärft.

Ein wichtiges Thema war in der Anfangsphase die Kostenreduktion. Es galt herauszufinden, wie lange man die Verweildauer der Patienten:innen im Spital ansetzen wollte. Je höher die Verweildauer, desto mehr Personal wurde benötigt und desto kostenintensiver stellte sich die Behandlung heraus. Andererseits wollte man die Patienten:innen auch optimal betreuen.

Im stark regulierten Spital-Markt sind die unternehmerischen Möglichkeiten beschränkt und oftmals reichen die Krankenkassenbeiträge von allgemein versicherten Patienten:innen kaum aus, um die tatsächlich erbrachten Leistungen zu decken. Innerhalb dieser eng gesteckten Möglichkeiten ist es gemäss Andreas Greulich sehr anspruchsvoll, der immer höher werdenden Erwartungshaltung in der Bevölkerung, Politik und auch bei den Mitarbeitenden gerecht zu werden.

Wie in der Privatwirtschaft wurden auch hier Fusionspläne zwischen den Spitälern Uster und Wetzikon geprüft, man hat sich schlussendlich jedoch dagegen entschieden. Jedoch ist das Spital User mit diversen anderen Spitälern Kooperationen eingegangen, was wirtschaftliche und medizinische Vorteile mit sich bringt. Ausserdem positioniert sich das Spital User unter anderem stark mit den Schwerpunkten Altersmedizin, Frauenklinik und der Geburtshilfe inklusive einer Familienabteilung. Um diese Leistungen kommunikativ nach aussen tragen zu können, musste das Spital User sein Marketing und die Kommunikation von einer primär intern geprägten zu einer externen Kommunikation anpassen.

In Bezug auf die Mitarbeiterzufriedenheit erwähnt Andreas Greulich, dass Faktoren wie Lohn (gerade bei den jüngeren Arbeitnehmenden), Weiterbildungsmöglichkeiten oder eine abwechslungsreiche Arbeit zwar durchaus wichtig sind. Andererseits würden gutes Teamwork und ein angenehmes Arbeitsklima heutzutage ebenfalls sehr stark gewichtet.

Als zukünftige Herausforderung sieht Andreas Greulich das Schaffen von guten, wirtschaftlichen und qualitativ Abläufen, damit die immer häufiger werdenden ambulanten Behandlungen möglichst kostendeckend und qualitativ hochstehend durchgeführt werden können. Auch bauliche Massnahmen sowie die zunehmende Digitalisierung müssen sorgfältig geplant werden.

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Moderation
Anita Borer, fürschi GmbH

Produktion
Chris Conz, Uster

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