Haemes Senf: Die hausgemachte Katastrophe

Dass wir in Europa nicht grad innovativ sind, zeigen etliche Studien. In der Digitalisierung sind wir einfache Anwender, prägen tun wir kaum mehr. Warum ist das so? Warum fehlen uns innovative Querdenker/innen? Ein Grund ist unser Bildungssystem.

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Bildung bereitet auf das falsche System vor

Schule, Grundbildung, Weiterbildung, Studium… sollen uns auf das System vorbereiten. Uns fit machen für Beruf und Gesellschaft. Klingt logisch. Doch wir haben ein Problem: Unsere Bildung bereitet uns auf ein System vor, das so nicht mehr existiert. Es bereitet uns auf die Industrialisierung vor: Wenige in Elitepositionen, der Grossteil am Förderband. Alle gleich. Immer nach Vorgabe. Nicht kreativ, damit der Prozess nicht unterbrochen wird.

Auch du warst mal innovativ und kreativ

In der Grafik oben versuche ich dies zu erklären. Ganz links die Kids. Alle sind kreativ. Alle sind agil. Sie probieren, bis es klappt. Sie sind neugierig und wissensdurstig.
Stell dir mal das Gegenteil vor. Ein Kind lernt Gehen. Nach dem ersten Versuch gibt es auf, «weil es nicht funktioniert». Oder noch schlimmer: Es schreibt einen ausgeklügelten Projektplan, welcher sämtliche Risiken peinlich genau darstellt, stellt einen Antrag, berechnet die TCOs, um die Investition ins Gehen zu legitimieren. Wir würden alle kriechen! Da frage ich mich, warum wir denn genau so geschäften und Innovation planen, die doch gar nicht planbar ist?!

Wir produzieren Durchschnitt

Dann kommen die Agilen, Kreativen in unser Bildungssystem. Der Fokus liegt auf Fehlern.  Wir markieren, was falsch ist (ist das der Grund, dass 80 Prozent der Kinder im ersten Schuljahr die Lust am Lernen verlieren?). Hinzu kommt Gleichschaltung: Alle müssen alles können. Wir kompensieren statt die Stärken zu stärken. Das hat verheerende Folgen: Wir produzieren Durchschnitt, was ich in der Grafik oben mit «hausgemachter Katastrophe» bezeichne.
Die Konsequenz ist logisch und tragisch zugleich: Durchschnitt reicht nicht, um in der Digitalisierung vorne mitspielen zu können.

Haemes Senf

 

Haemes Meinung zu aktuellen Publishing-Themen. Pointiert, erfrischend, anregend.
Dieser Beitrag erschien zuerst im Publishingblog.ch

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